Längst hatte der Trainer versucht, die Niederlage aufzuarbeiten und auch der Kapitän hatte sich im Mannschaftskreis Gehör verschafft. Trotz der herben Kritik des Trainers – auch an den eigenen Leistungen – bleiben dem Coach vor dem wichtigen Auswärtsspiel beim VfR Aalen aber die Hände gebunden.
Neururer stellt nüchtern fest: „Ich kann personell nicht viel ändern. Mir fehlen die Alternativen, aber das wissen wir nicht erst seit vergangenen Montag. Da müssen wir durch.“ Beispiele, dass der Trainer richtig liegt, gibt es genug.
Erstens: Gegen die Franken bestand die Viererabwehrkette aus vier gelernten Innenverteidigern. Die etatmäßigen Außenspieler Felix Bastians (links) und Slawo Freier (rechts) fehlten nicht nur am Montag, sondern zwischenzeitlich über mehrere Monate. Deren Backups, Fabian Holthaus und Jan Gyamerah, stagnieren derzeit in ihren Leistungen oder sind immer wieder verletzt, was bei Spielern, die eigentlich noch zum A-Junioren-Kader gehören könnten, nicht unverständlich ist.
Totalausfälle
Zweitens: Drei Sturmspitzen im Kader sollten einem Zweitligisten eigentlich reichen. Aber wenn Mirkan Aydin und Richard Sukuta-Pasu über weite Strecken mit jeweils nur drei Treffern weit unter ihren Möglichkeiten bleiben und Ken Ilsö das Handtuch wirft, ist die Sportliche Leitung mit ihrem Latein fast am Ende. Zwar sind Sven Kreyer und Moritz Göttel mögliche Alternativen, doch zwischen dem Abstiegskampf in der Regionalliga West und dem in der zweiten Liga liegen noch Welten.
Da auch die Offensivkräfte Yusuke Tasaka und Piotr Cwielong, die sich sogar im Dunstkreis ihrer Nationalmannschaften bewegen, meist Totalausfälle sind und Christian Tiffert nur sporadisch sein Potenzial andeutet, scheinen die Worte des Trainers keine Ausrede zu sein: „Da kann man arbeiten wie man will, ich habe kaum eine Möglichkeit, auf Formschwankungen zu reagieren. Mehr Qualität haben wir nicht.“
Und es ist ja auch kein Jugendwahn, wenn – wie gegen Fürth geschehen – Lukas Klostermann als Jungjahrgang der U19 plötzlich im 18er-Kader der Profis auftaucht.Doch Neururer glaubt nach wie vor an sein Team, schließlich befand sich der VfL gegen den Tabellenzweiten über 90 Minuten auf Augenhöhe. „In allen Statistiken liegen wir vorne. Aber der Schein trügt, wir waren viel zu harmlos. Eigentlich war es ein typisches 0:0-Spiel“, meint Neururer.
Leistungsträger fehlen
Bei der Ursachenforschung, warum der Kader so ausgedünnt erscheint, wird man schnell fündig. Leistungsträger wie Christoph Kramer und Leon Goretzka, die Montag als Gäste auf der Tribüne saßen, oder etwa Marc Rzatkowski, wurden abgegeben und fehlen dem Team. Der im Jahr 2012 schon reduzierte Etat wurde im letzten Sommer noch einmal um 1,8 Millionen Euro gesenkt. Neururer nennt eine Zahl, die das ganze Dilemma des Klubs zum Ausdruck bringt: „Mittlerweile liegt der VfL 1,2 Millionen Euro unter dem Zweitligadurchschnitt. Hätten wir dieses Geld, hätten wir zwei torgefährliche Angreifer mehr und keine Sorgen.“